Betrieb
Marcel Röthlisberger / Daniela Brülisauer
Beschreibung
Die Lushüttenalp-Genossenschaft wurde 1866 von 10 Bauern aus Dürrenroth und Ursenbach gegründet. Sie umfasst ein Bauernhaus ein Alprestaurant und fünf Sömmerungsställe, sowie 45ha Sömmerungsweide und 35ha Wald. Da zu früheren Zeiten die Untere und Obere Lushütte separat verpachtet wurden und es vermehrten Wechsel gab entschieden sie sich, jemanden für die Rinder anzustellen, der sich verpflichtet das Restaurant zu pachten. So ist Marcel seit 2017 von der Alpgenossenschaft für die Betreuung der Sömmerungsrinder als Hirt angestellt und hat das Restaurant gepachtet, welches jedoch nur 6 Monate geführt werden darf. Marcel ist gelernter Zimmermann und hat eine Zweitausbildung zum Landwirt absolviert. So kann er im Winter als Landwirtschaftlicher Betriebshelfer auf verschiedenen Bauernhöfen eingesetzt werden. Ist da zu wenig Arbeit, kann er in der Zimmerei bei U. Schweizer Holzbau in Schafhausen aushelfen. Daniela ist gelernte Köchin und hat eine Zusatzlehre zur Fleischfachfrau Verarbeitung (Metzgerin) gemeistert. Im Winter arbeitet sie in der Lohnmetzgerei Sommer & Klötzli GmbH in Wynigen. So ergänzen wir uns hervorragend diese beiden Betriebszweige zu führen. Wir freuen uns sehr euch die Lushütte näher zu bringen.
Die Lushütte liegt auf ca. 1330 m.ü.M. in der wunderschönen Gemeinde Trub angrenzend an Sumiswald. Sie ist zu Fuss auf der Wanderroute von der Lüderenalp zum Napf erreichbar. Mit dem Auto fahren Sie Richtung Hinterarnialp an der Grillstelle vorbei über die Süessegg hoch am Farnli-Esel entlang und erreichen die wunderschöne Lushüttenlandschaft. Sobald der letzte Schnee vergangen ist beginnen die Arbeiten auf den Weiden. Es wird gezäunt, die Weidbrunnen geputzt und die Ställe eingerichtet. Von Anfang Juni bis Mitte September sömmern wir ca. 100 Rinder die in fünf Ställen untergebracht sind. Ca. 80 Rinder werden jeden Morgen angebunden und mit etwas Salz verwöhnt. Dort sind sie tagsüber vor der Hitze und den „Brämen“ geschützt und einige Rinder werden nach Wunsch der Bauern besamt. Am frühen Abend dürfen dann die Rinder raus um zu fressen, es gibt doch nichts Schöneres als dem „Weidglüt“ zuzuhören. Dazu führen wir vom 1. Mai bis 31. Oktober das Alprestaurant, welches über 30 Sitzplätze im Stübli und ca. 120 Terrassensitzplätze verfügt. Es ist immer wieder sehr anspruchsvoll für die wetterabhängige Alpwirtschaft einzukaufen, Personal im Service sowie in der Küche aufzubieten. Zusätzlich bieten wir ein Massenlager mit 25 Plätzen an.
„Dr schönscht Tag“
Nach rund 100 Tagen Alpzeit fahren wir mit den Rindern am Freitag vor Bettag ab. Dies ist eines der grössten Highlights für das ganze Team. Um 8.30 Uhr können wir dann alle zusammen in „Urchiger“-Kleidung den 3 ½ h Marsch in Angriff nehmen. Die herausgeputzten Tiere mit den wunderschönen Treicheln und dem selbstgemachtem, prächtigem Blumenschmuck werden nun 17km nach Sumiswald getrieben. Dort werden die Rinder von ihren Besitzern in Empfang genommen und nach Hause geführt. Voller Emotionen rückblickend auf die schöne Zeit mit den Tieren und dem Älpler sein ist nun der Sommer definitiv vorbei und wird mit ein paar Gläsern Wein gefeiert.
VORGESCHICHTE DER ALPGENOSSENSCHAFT LUSHÜTTEN
Die Lushütten Alpen wurden erstmals in alten Dokumenten aus dem Trub Urbar von 1531 namentlich erwähnt. In diesem ist ersichtlich, dass in der Zeit vor 1528 die Lushüttenalp zum Heumatt Gut im Brandösch-Viertel und zum Benediktinerkloster Trub gehörte. Nach der Aufhebung der Abtei infolge der Reformation fällt der Klosterbesitz grösstenteils an die bernische Landvogtei Trachselwald, damit auch die Lushütten Alp als Teil des Heumatt Gutes. Daher bezahlt der als Besitzer der Heumatt genannte Hans Mürhoffer die Bodenzinse an die Landvogtei Trachselwald bzw. an die Schaffnerei Trub.
PRIVATBESITZ DER LUSHÜTTENALP
Im Truber Urbar von 1625 ist ersichtlich, dass Peter Wüthrich das Heumatt Gut mit Haus, Hof, Ackern, Matten, Holz und Wald mit samt den Alpen besitzt. Bis dahin gehörten die Alp und das Gut folglich noch zusammen. Dem Chorgerichtsmanual Trub entnehmen wir, dass sich im Laufe des 17. Jahrhunderts die Besitzerverhältnisse ändern.
1685 ist der Besitzer der unteren Lushütte Christen Beer- Fankhauser. Wegen eines Vergehens wurde er im Jahr 1691 angeklagt und verurteilt, zur Strafe ausser Landes verbannt. Sein Vermögen mit Abzug aller Schulden erben seine Frau und die sechs Kinder. 1726 gehört die mittlere Weide immer noch Peter Wüthrich während sein Bruder Christen Wüthrich die obere Weide am 26.Oktober 1726 an den Sumiswalder im Hornbach sesshaften Sebastian Sommer verkauft. Um 1750 ist die gesamte Lushüttenalp mit 52 Kuhrechten eine der grössten Emmentaler Alpen. Der jüngste Sohn und Erbe des bestraften Christen Beer der nun auf der unteren ist, erwirbt 1762 die mittlere Weide dazu.
In den Jahren um 1790 wurde erstmals eine Verbindung zum Richisberg in Ursenbach ersichtlich, wo der Besitz der Lushütten noch heute hingehört. Nämlich heiratete eine Tochter Beer`s einen Wälchli vom Richisberg. Caspar Wälchli- Beer ist nun der Besitzer der unteren und mittleren Lushütte. Am 14.Oktober 1811 kauft er auch noch die obere Lushütte von Andreas Sommer, Schwandbach und Hans Sommer, Hambühl, die die Alp ihrerseits geerbt hatten. In den folgenden 55 Jahren ist die Alp im Besitz der Familie Wälchli Beer, Richisberg, Ursenbach.
1832 wurde der Besitzer durch seine vielen Verwandten zur Bevormundung gezwungen weil er wohl über seinem Standart gelebt habe und Fr. 20`000.- verloren habe. Zwischenzeitlich wurde die Lushüttenalp von Vormündern verpachtet und später wieder selber bewirtschaftet. Nach vielen Familiären Schicksalsschlägen wurde die alleinige Besitzerin Verena Wälchli- Käser bevormundet und gezwungen die Lushütten Alp zu versteigern. Der Erwerb der Lushütten Alp wie sie heute da ist, war also eine Abgekartete Sache. Die Bauern bereiten sich mit einer Art Vorvertrag auf die Steigerung vor und wollen den Besitz von Verena Wälchli- Käser unbedingt erwerben. Am 24. Januar 1866 drei Tage vor der öffentlichen Versteigerung unterzeichnen 10 Bauern Friedrich Zürcher,( Obertschöppel, Huttwil), Johann Hiltbrunner,( Kleindietwil), Johann und Ulrich Flückiger, ( Lünisberg, Ursenbach), Bartholme Wälchli (Wäckerschwend), Kaspar Minder, (Gommen, Huttwil), Ulrich Hess,(Feld Dürrenroth), Friedrich Zürcher Neuenschwander, (Breiten Dürrenroth), Christian und Fritz Zürcher, (Richisberg, Ursenbach), Johann Friedrich Flückiger-Zürcher, (Sparhof, Dürrenroth) und der Sager Johann Samuel Brand-Leuenberger, (Ursenbach) einen Gesellschaftsvertrag für die Lushütten Alp. Der Vertrag legt fest, dass jeder oben genannte Vertragspartner am 27. Januar 1866 an der Versteigerung im Bären Sumiswald anwesend sein muss. Die meisten der zehn Käufer sind miteinander Verwandt.
GESELLSCHAFT / GENOSSENSCHAFT
Am 1. Februar 1866 findet in Wäckerschwend die Verschreibung statt. Die Lushütten wurde mit 3 Weiden, 2 Alphütten, 3 Ställen, 1 Schweinestall und auch Waldungen zu Fr.42`000.- gekauft. Käsekessel, Käsebretter zum Lagern von Käse, bereits gerüstetes Brennholz, Zäune und Dünger werden für zusätzliche Fr. 2`000.- gekauft. 1885 ist die Lushütten Alp von den bis heute besitzenden Aktionären vollständig bezahlt. Schon vor der Gründung der Genossenschaft ist klar geworden, dass das Küherwesen untergeht. Bereits Anfang 19. Jahrhundert um 1815 ist dies mit der Gründung der Dorfkäserei Kiesen für den Kanton Bern ein ausschlaggebender Punkt. Die Käseherstellung in den Talkäsereien hat zur Folge, dass sich die Bestossung der Alpen verändert. Neu werden vor allem Rinder auf die Alpen getrieben und im den Sommermonaten eine Hirtenfamilie angestellt. In der Zeit zwischen 1869 und 1896 wird beschlossen, dass Neumitglieder ein Vermögen über Fr. 10`000.- besitzen müssen um in die Gesellschaft aufgenommen werden zu können und wurde in den Statuten von Gesellschaft in Berg-Genossenschaft umgewandelt. Ab 1866 stellte die Genossenschaft einen Alpmeister der das Sagen auf der Alp vor allem hatte. Einen Vorstand aus fünf Männern und Frauen hat die Lushütten Alpgenossenschaft erst seit 2014.
PÄCHTER, HIRT, WIRT
Während langer Zeit wurde die Lushütten Alp an 2 Parteien verpachtet. Der eine in der unteren der andere in der oberen Lushütte. Derjenige der den Bauernhof in der Unteren Lushütte mit vorgegebener LN (Landwirtschaftliche Nutzfläche) pachtete, durfte dort auf eigene Rechnung bauern. Mit 6 Milchkühen und 2 Rindern Kälbermast betreiben und war für die Sömmerung der Rinder und der Pflege der Weiden und erstellen der Zäune von der Alpgenossenschaft angestellt. Der in der Oberen Lushütte war der Pächter des weitbegehrten Alprestaurants, durfte dort auf eigene Rechnung Wandergäste und Touristen von nah und fern nach Herzenswunsch bedienen, und angestellt zur Betreuung der Oberen Weide und Rindern. In diesem Rahmen wird die Alp bis Ende 1990 betrieben. 1991 wird erstmals ein Hirt/ Wirt Ehepaar angestellt, die LN viel zwar für den Pächter weg jedoch hatte er das recht auch seine eigenen Tiere auf der Lushütten zu sömmern. Bis ins Jahr 2021 gab es 7 Familien die in den letzten 30 Jahren die Lushütten Alp bewirtschafteten, die Rinder hirten und die Gäste bewirten. 1991-1995 (Ulrich und Anette Brönnimann, Aarwangen), 1996-1998 (Anita Brawand und Martin Perren, St.Stephan im Simmental), 1999-2011 (Walter und Rösi Schüpbach-Egli, Signau), 2012-2014 (Martin und Nicole Fankhauser-Baumgartner, Trub), 2015-1016 (Anita und Josef Thalmann-Bertschinger, Bramboden), 2017-….? (Marcel Röthlisberger und Daniela Brülisauer, Wasen im Emmental). Nun hoffen wir noch lange als Hirt/ Wirtenpaar der Alpgenossenschaft Lushütten dienen zu können.
2016 feierte die Alpgenossenschaft Lushütten ihr 150-jähriges Bestehen. Die vorliegende Chronik lässt nicht nur den Zeitraum zwischen 1866 und 2016 Revue passieren, sondern gibt auch einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Lushütten Alp vor der Gründung der Genossenschaft. Die Autorin hat ihre Arbeit in sieben Kapitel unterteilt. Im Kapitel zur Vorgeschichte sind die früheren Besitzer im Fokus. Die sogenannten Küher und deren Familien, die nicht nur ihr eigenes Vieh sondern auch dasjenige von Talbauern auf der Alp sömmerten sind ebenso ein Thema wie die begüterte Ursenbacher Bauernfamilie in deren Besitz die Alp vor der Gründung der Genossenschaft war. Der Weg von der Gesellschaft zur Genossenschaft wird aufgezeigt, die langjährigen Alpmeister vorgestellt, die Hirten und ihr Dasein auf der Alp beschrieben. Auch die Bautätigkeit, die Waldwirtschaft, Wege und Strassen sind Aspekte der Broschüre. Viele Hinweise am Schluss der Chronik helfen, den Stoff zu vertiefen.
Regina M. Heiniger-Leuenberger
Lushütten Alp. Zum 150-jährigen Bestehen der Alpgenossenschaft Lushütten (1866-2016)
136 Seiten im Format A5, zahlreiche historische und neue Fotos.
Kulturbuchverlag Herausgeber.ch
ISBN 978-3-905939-35-4
Preis: CHF 20.- (plus CHF 2.- Porto)
Die Chronik ist erhältlich: